Dienstag, 16. November 2010

Vespa - Erinnerungen

In den fünfziger Jahren gab es noch viel weniger Automobile. Dafür fuhr man mit Roller und schweren Motorrädern mit Seitenwagen. Mein Vater besass eine Vespa. Sie war grün métallic und roch und stank wie die Pest. Unverkennbar war auch das typische Motorengeräusch, ähnlich wie ein wild gewordenes Insekt - nomen est omen...
Damals hatten die Motorräder auch vorne ein Nummernschild längsseits befestigt, auf Lampe und Kotflügelchen. Unsere Vespa hatte zwei Einzelsitze mit dicken Federn, und hinten auf jeder Seite grosse in einen Spitz auslaufende Ausbuchtungen - Arschbacken, wie sie meine Mutter zu bezeichnen pflegte. Aber am wichtigsten für mich war vorne die kleine Fussbremse. Wenn Vater mich mitfahren liess, so wurde ich zwischen ihm und der Lenkstange platziert. So stehend, mich an der Lenkstange festhaltend, bin ich dann mal kräftig auf die Fussbremse getreten. Nach dieser zirkusreifen Pirouette und Vater's Donnerwetter musste ich fortan hinten Platz nehmen.

Meine Mutter hatte wahnsinnig Angst als Sozia mitzufahren. Alle Überredungs- und Verführungskversuche meines Vaters brachten sie nicht dazu sich auf das knatternde Ungetüm zu setzen. Mit einer einzigen Ausnahme: Vater nahm den Rank in der Quartierstrasse etwas zu rassig, Mutter legte sich in die Kurve, aber auf die falsche Seite, und ein Stück eines vorstehenden Schachtes beendete abrupt diese Probefahrt...

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