Mittwoch, 3. August 2011

Gelber Riese, Zürcher-Kantonalbank, e-bay und Co.

Die Post, Banken, Versicherungen und andere Dienstleister geben jährlich Hunderttausende, ja Millionen für Goodwill und PR aus, um glänzend gelb, blau-weiss oder wie auch immer da zu stehen. Es ist so einfach: "Wir lieben unsere Kunden, Ihre Anliegen sind unsere Anliegen, wir erledigen alles für Sie, nehmen Sie uns in die Pflicht....Sie können beruhigt sein", etc.

Mein Laser-Drucker versagte unlängst seinen Dienst, Ersatzteile gibt es nicht mehr. Als Alternative bot sich e-bay an, und siehe da, ich wurde fündig.
Eins, zwei, drei, meins! Für vierzig Franken inklusive Versandkosten gehörte das Teil fortan mir, mein Drucker schien gerettet! Von e-bay erhielt ich per e-mail die Gratulation zum glücklichen Bieter, die Zahlungsmodalitäten plus Bankverbindung samt entsprechendem Konto bei der Zürcher-Kantonalbank in Dietikon zugestellt.

Mittlerweile war ich aber wie üblich zum "übersömmern" in südlichen Gefielden zuhause. Auf der Post Muralto füllte ich nun peinlichst genau den Einzahlungsschein aus, aber mit meiner Luzerner Adresse, auf dass das begehrte Teil nicht etwa an mein heimatliches Tessiner Domizil gesandt wird.
Was jetzt aber hinsichtlich "Dienstleistung" folgte könnte aus der Feder des berühmten Münchner Komödianten und geistigen Vaters aller Kabarettisten, Karl Valentin stammen. Die Geschichte nahm immer mehr Ähnlichkeit mit Valentins "Buchbinder Wanninger", oder mit der adaptierten Schweizer Version von Cés Keiser "s'Knopfloch in Bünzen" an.

Nach einigen Tagen erhielt ich eine e-mail von e-bay: wann ich gedenke dem Kunden die vierzig Franken zu überweisen? Ich mailte zurück mit allen Quittungs-Angaben meiner Einzahlung in Muralto.
Nach vierzehn Tagen erhielt ich wiederum so ein mail gleichen Inhaltes aber bereits etwas ungeduldiger formuliert. Also, der Verkäufer hatte offensichtlich das Geld nicht erhalten. Nun bat ich via e-mail e-bay um die Telefonnummer des Verkäufers damit ich direkt Kontakt aufnehmen könnte. Ich erhielt eine Fax-Nummer. Auch gut, und ich machte mich auf den Weg aus dem Centovalli Richtung Muralto um die Quittung zu faxen.
Sieben Franken! Soviel reisst der "Gelbe Riese" dem ach-so-geliebten Kunden für einen Fax ab! Diese Frechheit nahm ich dann auch nicht so ohne weiteres hin. Ich rebellierte ziemlich lauthals und in breitestem Dialett' - ohne Erfolg...

Für mich schien es jetzt erledigt zu sein, ich hatte bezahlt, ich besass die Quittung. Weit gefehlt! Nach weiteren drei Tagen mailte mir der Verkäufer, dass er sämtliche Zahlungseingänge vom Juli nochmals durchgegangen sei. Die Zahlung sei nicht dabei. auch hätte er bei der Zürcher-Kantonalbank nachgefragt, auch die hätten nichts erhalten. Und ich müsse jetzt halt bei der Post einen Suchlauf in Auftrag geben...ansonsten sei aufgrund meiner gefaxten Quittung alles richtig ausgefüllt, auch er sei erstaunt!
Schon leicht säuerlich zog ich Bilanz: Also, ich war im Besitze einer Quittung über vierzig Franken - der Betrag ist offenbar nirgends angekommen und schwebte jetzt irgendwo zwischen Muralto und Dietikon im Nirwana...dann kam die erneute Fahrt von Cavigliano nach Muralto dazu, plus die sieben Franken für den Fax. Und jetzt wieder nach Muralto um einen Suchlauf für die Einzahlung zu starten. so langsam wurde das begehrte Drucker-Teil immer teurer.

Ich erklärte erneut die Sachlage am Schalter in Muralto. Die Angestellte konsultierte ihren Computer und bestätigte mir dass die Zahlung fristgerecht an die Zürcher-Kantonalbank überwiesen worden war. Und wenn ich einen Suchlauf starten wolle, so müsse ich das zuerst vor bezahlen und anschliessend - höchstwahrscheinlich entweder beim Kunden oder bei der Zürcher-Kantonalbank - wieder einfordern.
Jetzt war es genug! Ich spürte wie mir die Wut ab so viel Arroganz hoch stieg. Da sollte ich trotz Quittung nochmals bezahlen um zu beweisen dass ich bereits bezahlt hatte...
Meine sehr laute Entschlossenheit ganz sicher keinen Franken mehr zu bezahlen überzeugte das mittlerweile zusammengelaufene Personal, und jemand telefonierte dann kurz mit Dietikon: Die Kantonalbank hätte die Zahlung - aus welchen Gründen auch immer - nicht auf dem Konto des Verkäufers gutschreiben können und den Betrag wieder zurück an die Absender-Adresse gesandt. Und das war meine Adresse in Luzern....
Da war ich nun im Ticino, das Drucker-Teil in Dietikon und mein einbezahltes Geld in Luzern.

Zurück in Luzern suchte ich nun die Postanweisung der vierzig Franken, nichts! Jetzt rief ich die Zürcher-Kantonalbank in Dietikon an, erklärte nach langer Wartezeit und einigen
"Buchbinder-Wanningerschen" Verbindungen mein Problem. Die Antwort war klar und kam in typischer Zürcher Banken-Kaltschnäuzigkeit daher: "Wir geben keine Auskunft, und, wahrscheinlich hätte ich keinen Namen sondern nur die Konto-Nummer vermerkt. Dann nämlich würden die Zahlungen nicht weitergeleitet, das sei eine übliche Abmachung unter den Schweizerischen Geld-Instituten." Und ohne Gruss aufgehängt - Dienstleistung pur!
Ich dachte an all die geheimen Nummern-Kontis. Wie machen die denn das? Und hinter jeder Konto-Nummer steht ja auch ein, zumindest der Bank bekannter Kunde? Also, jedes Schalter-Girl könnte im Computer kurz nachschauen und den Betrag gutschreiben.

Nun brachte ich mein Anliegen auf der Haupt-Post in Luzern vor. Meine Frage: "Wo ist mein Geld?"
Darauf das gleiche Prozedere wie in Muralto: Konsultation des Computers, nur dass der grad nicht funktionierte, der Betrag war nirgends zu finden. Nach längerer Zeit gesellte sich dann eine weitere Angestellte dazu und eröffnete mir: "Die Bank hätte das Geld tatsächlich zurück nach Luzern geschickt, aber das Geld müsse zurück an den Einzahlungsort, und das sei nun mal Muralto...

Also, sind jetzt meine vierzig Franken wieder auf dem Weg nach Muralto. Die Post in Muralto wird vermutlich den Betrag wieder an die Zürcher-Kantonalbank senden, die wiederum wird in ihrer dümmlichen Sturheit auf "Nicht-Zustellbarkeit" erkennen und den Betrag wieder nach Luzern senden. Die werden die vierzig Franken wieder nach Muralto senden, usw. und so fort....

Die Post-Angestellte glaubte mir zu helfen in dem sie mir wohlwollend die Telefonnummer von der Post Muralto notierte mit den Worten: "Das müssen sie jetzt selber erledigen".
Mir ist es definitiv zu blöde geworden meinem Geld hinterher zu rennen. Ich habe mir einen neuen Farb-Laser gekauft, und dem "Gelben-Riesen" vierzig Franken geschenkt die ich wohl nie mehr sehen werde.
Und wegen vierzig Franken fahre ich sicher nicht extra nach Muralto. Da sind mir andere Gründe viel wichtiger, zum Beispiel die Farben "Rot" wie Ving'rosso con formagging', "Blu" wie der Sommerhimmel über dem Tessin - aber bestimmt nie mehr "Blau" wie die Zürcher-Kantonalbank und auch nicht mehr "Gelb"...da gibt es mittlerweile bessere, private Konkurrenz.

Und wer weiss, in dem nun mein Geld vielleicht bis in alle Ewigkeit im Dreieck "Muralto-Dietikon-Luzern" hin und her schwirrt, helfe ich vielleicht damit drei Arbeitsplätze zu sichern!

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