Die Post, Banken, Versicherungen und andere Dienstleister geben jährlich Hunderttausende, ja Millionen für Goodwill und PR aus, um glänzend gelb, blau-weiss oder wie auch immer da zu stehen. Es ist so einfach: "Wir lieben unsere Kunden, Ihre Anliegen sind unsere Anliegen, wir erledigen alles für Sie, nehmen Sie uns in die Pflicht....Sie können beruhigt sein", etc.
Mein Laser-Drucker versagte unlängst seinen Dienst, Ersatzteile gibt es nicht mehr. Als Alternative bot sich e-bay an, und siehe da, ich wurde fündig.
Eins, zwei, drei, meins! Für vierzig Franken inklusive Versandkosten gehörte das Teil fortan mir, mein Drucker schien gerettet! Von e-bay erhielt ich per e-mail die Gratulation zum glücklichen Bieter, die Zahlungsmodalitäten plus Bankverbindung samt entsprechendem Konto bei der Zürcher-Kantonalbank in Dietikon zugestellt.
Mittlerweile war ich aber wie üblich zum "übersömmern" in südlichen Gefielden zuhause. Auf der Post Muralto füllte ich nun peinlichst genau den Einzahlungsschein aus, aber mit meiner Luzerner Adresse, auf dass das begehrte Teil nicht etwa an mein heimatliches Tessiner Domizil gesandt wird.
Was jetzt aber hinsichtlich "Dienstleistung" folgte könnte aus der Feder des berühmten Münchner Komödianten und geistigen Vaters aller Kabarettisten, Karl Valentin stammen. Die Geschichte nahm immer mehr Ähnlichkeit mit Valentins "Buchbinder Wanninger", oder mit der adaptierten Schweizer Version von Cés Keiser "s'Knopfloch in Bünzen" an.
Nach einigen Tagen erhielt ich eine e-mail von e-bay: wann ich gedenke dem Kunden die vierzig Franken zu überweisen? Ich mailte zurück mit allen Quittungs-Angaben meiner Einzahlung in Muralto.
Nach vierzehn Tagen erhielt ich wiederum so ein mail gleichen Inhaltes aber bereits etwas ungeduldiger formuliert. Also, der Verkäufer hatte offensichtlich das Geld nicht erhalten. Nun bat ich via e-mail e-bay um die Telefonnummer des Verkäufers damit ich direkt Kontakt aufnehmen könnte. Ich erhielt eine Fax-Nummer. Auch gut, und ich machte mich auf den Weg aus dem Centovalli Richtung Muralto um die Quittung zu faxen.
Sieben Franken! Soviel reisst der "Gelbe Riese" dem ach-so-geliebten Kunden für einen Fax ab! Diese Frechheit nahm ich dann auch nicht so ohne weiteres hin. Ich rebellierte ziemlich lauthals und in breitestem Dialett' - ohne Erfolg...
Für mich schien es jetzt erledigt zu sein, ich hatte bezahlt, ich besass die Quittung. Weit gefehlt! Nach weiteren drei Tagen mailte mir der Verkäufer, dass er sämtliche Zahlungseingänge vom Juli nochmals durchgegangen sei. Die Zahlung sei nicht dabei. auch hätte er bei der Zürcher-Kantonalbank nachgefragt, auch die hätten nichts erhalten. Und ich müsse jetzt halt bei der Post einen Suchlauf in Auftrag geben...ansonsten sei aufgrund meiner gefaxten Quittung alles richtig ausgefüllt, auch er sei erstaunt!
Schon leicht säuerlich zog ich Bilanz: Also, ich war im Besitze einer Quittung über vierzig Franken - der Betrag ist offenbar nirgends angekommen und schwebte jetzt irgendwo zwischen Muralto und Dietikon im Nirwana...dann kam die erneute Fahrt von Cavigliano nach Muralto dazu, plus die sieben Franken für den Fax. Und jetzt wieder nach Muralto um einen Suchlauf für die Einzahlung zu starten. so langsam wurde das begehrte Drucker-Teil immer teurer.
Ich erklärte erneut die Sachlage am Schalter in Muralto. Die Angestellte konsultierte ihren Computer und bestätigte mir dass die Zahlung fristgerecht an die Zürcher-Kantonalbank überwiesen worden war. Und wenn ich einen Suchlauf starten wolle, so müsse ich das zuerst vor bezahlen und anschliessend - höchstwahrscheinlich entweder beim Kunden oder bei der Zürcher-Kantonalbank - wieder einfordern.
Jetzt war es genug! Ich spürte wie mir die Wut ab so viel Arroganz hoch stieg. Da sollte ich trotz Quittung nochmals bezahlen um zu beweisen dass ich bereits bezahlt hatte...
Meine sehr laute Entschlossenheit ganz sicher keinen Franken mehr zu bezahlen überzeugte das mittlerweile zusammengelaufene Personal, und jemand telefonierte dann kurz mit Dietikon: Die Kantonalbank hätte die Zahlung - aus welchen Gründen auch immer - nicht auf dem Konto des Verkäufers gutschreiben können und den Betrag wieder zurück an die Absender-Adresse gesandt. Und das war meine Adresse in Luzern....
Da war ich nun im Ticino, das Drucker-Teil in Dietikon und mein einbezahltes Geld in Luzern.
Zurück in Luzern suchte ich nun die Postanweisung der vierzig Franken, nichts! Jetzt rief ich die Zürcher-Kantonalbank in Dietikon an, erklärte nach langer Wartezeit und einigen
"Buchbinder-Wanningerschen" Verbindungen mein Problem. Die Antwort war klar und kam in typischer Zürcher Banken-Kaltschnäuzigkeit daher: "Wir geben keine Auskunft, und, wahrscheinlich hätte ich keinen Namen sondern nur die Konto-Nummer vermerkt. Dann nämlich würden die Zahlungen nicht weitergeleitet, das sei eine übliche Abmachung unter den Schweizerischen Geld-Instituten." Und ohne Gruss aufgehängt - Dienstleistung pur!
Ich dachte an all die geheimen Nummern-Kontis. Wie machen die denn das? Und hinter jeder Konto-Nummer steht ja auch ein, zumindest der Bank bekannter Kunde? Also, jedes Schalter-Girl könnte im Computer kurz nachschauen und den Betrag gutschreiben.
Nun brachte ich mein Anliegen auf der Haupt-Post in Luzern vor. Meine Frage: "Wo ist mein Geld?"
Darauf das gleiche Prozedere wie in Muralto: Konsultation des Computers, nur dass der grad nicht funktionierte, der Betrag war nirgends zu finden. Nach längerer Zeit gesellte sich dann eine weitere Angestellte dazu und eröffnete mir: "Die Bank hätte das Geld tatsächlich zurück nach Luzern geschickt, aber das Geld müsse zurück an den Einzahlungsort, und das sei nun mal Muralto...
Also, sind jetzt meine vierzig Franken wieder auf dem Weg nach Muralto. Die Post in Muralto wird vermutlich den Betrag wieder an die Zürcher-Kantonalbank senden, die wiederum wird in ihrer dümmlichen Sturheit auf "Nicht-Zustellbarkeit" erkennen und den Betrag wieder nach Luzern senden. Die werden die vierzig Franken wieder nach Muralto senden, usw. und so fort....
Die Post-Angestellte glaubte mir zu helfen in dem sie mir wohlwollend die Telefonnummer von der Post Muralto notierte mit den Worten: "Das müssen sie jetzt selber erledigen".
Mir ist es definitiv zu blöde geworden meinem Geld hinterher zu rennen. Ich habe mir einen neuen Farb-Laser gekauft, und dem "Gelben-Riesen" vierzig Franken geschenkt die ich wohl nie mehr sehen werde.
Und wegen vierzig Franken fahre ich sicher nicht extra nach Muralto. Da sind mir andere Gründe viel wichtiger, zum Beispiel die Farben "Rot" wie Ving'rosso con formagging', "Blu" wie der Sommerhimmel über dem Tessin - aber bestimmt nie mehr "Blau" wie die Zürcher-Kantonalbank und auch nicht mehr "Gelb"...da gibt es mittlerweile bessere, private Konkurrenz.
Und wer weiss, in dem nun mein Geld vielleicht bis in alle Ewigkeit im Dreieck "Muralto-Dietikon-Luzern" hin und her schwirrt, helfe ich vielleicht damit drei Arbeitsplätze zu sichern!
Wahrnehmung
Mittwoch, 3. August 2011
Samstag, 2. April 2011
Detektor - Erinnerungen
Gimp gimp...
Mein grösster Wunsch als kleiner Junge war ein eigenes Radiogerät. Eines das ganz alleine mir gehörte, an dem ich drehen, Hörspiele und Musik lauschen konnte. Onkel Werner besass ein Radio-Geschäft und ab und an schenkte er mir so eine ausgediente Radio-Kiste. Ich schleppte diese Dinger, die wie kleine Hundehäuschen aussahen, auf mein Zimmer und roch den speziellen Duft der Kondensatoren und den Wachsduft des Transformers ein. Allerdings durfte ich die Radios nie in Betrieb setzen da Maman glaubte ich würde mit einem Kurzschluss das ganze Haus in Brand setzen. Hie und da, wenn niemand in der Nähe war, versuchte ich es doch. Ich steckte den Stecker ein, drehte am Knopf und flüchtete hinter den vor Kurzschluss schützenden Kleiderschrank und wartete ab. Aber ausser einem lauter und lauter werdenden sonoren Brummen war nichts zu vernehmen. Die Dinger waren wirklich hin.Da baute ich mir halt selbst einen Detektor. Onkel Werner schenkte mir die nötigen Utensilien und mein Taufpate steuerte die notwendigen Kopfhörer dazu bei. Dann baute ich alles in ein kleines Holzkistchen, nicht grösser als zwei Zündholz-Schächtelchen, und tatsächlich, es funktionierte! Dann zog ich ein langes Kabel zur kupfernen Dachrinne, und fertig war die monumentale Antenne. Wenn ich am Kristall richtig drehte ertönte ganz schwach Radio Monte-Ceneri, drehte ich weiter so kriegte ich gar Radio-Beromünster rein.
Stolz war ich. Aber niemand ausser meiner Grossmutter interessierte sich für mein revolutionäres Werk. Sie setzte sich die Kopfhörer auf und lauschte konzentriert und mit zugekniffenen Augen den seltsamen Tönen. Nonna war schwerhörig und auf mein gespanntes "und?" gab sie zur Antwort: "Si, si, qualcosa fa gimp gimp.."
Freitag, 1. April 2011
Musica - Erinnerungen
Am Himmel stoht es Stärndli z'Nacht.
In unserer Wohnstube stand ein altes Klavier. Schön klavierlackschwarz und mit Barock-Kasetten an der Frontseite. Links und rechts waren geschwungene Messing-Kerzenhalter angebracht. Das Klavier war grösser als die Couch, dunkler und schwerer als das Nussbaum-Buffet und strahlte im Raum eine erdrückende Dominanz aus. Verstimmt war es auch, und wenn Papa oder Maman darauf spielten, so tönte es wie ein verstimmtes Mandoline-Orchester.
Maman besass eine Geige und dazu ein schwarzes Holz-Etui das aussah wie ein Puppen-Sarg. Ab und zu machten Vater und Mutter Hausmusik. Papa am verstimmten Klavier, Maman mit der Geige. Und immer wieder spielten sie die gleichen Melodien. Etwa "Le vieux Châlet", "Nach em Räge schynt d'Sunne" oder "Silberfäden". Sobald sie spielten berührte mich diese Musik stark. Ich wurde richtig melancholisch und irgendwie genierte ich mich. Ich wollte weg und blieb trotzdem, hörte zu und wurde ganz still. Aber am aller schlimmsten packte es mich wenn sie die Volksschnulze "Am Himmel stoht es Stärndli z'Nacht" spielten und gar dazu im Duett den Text sangen. Dann war es passiert, dann verkroch ich mich hinter das Klavier und heulte vor Ergriffenheit...
In unserer Wohnstube stand ein altes Klavier. Schön klavierlackschwarz und mit Barock-Kasetten an der Frontseite. Links und rechts waren geschwungene Messing-Kerzenhalter angebracht. Das Klavier war grösser als die Couch, dunkler und schwerer als das Nussbaum-Buffet und strahlte im Raum eine erdrückende Dominanz aus. Verstimmt war es auch, und wenn Papa oder Maman darauf spielten, so tönte es wie ein verstimmtes Mandoline-Orchester.
Maman besass eine Geige und dazu ein schwarzes Holz-Etui das aussah wie ein Puppen-Sarg. Ab und zu machten Vater und Mutter Hausmusik. Papa am verstimmten Klavier, Maman mit der Geige. Und immer wieder spielten sie die gleichen Melodien. Etwa "Le vieux Châlet", "Nach em Räge schynt d'Sunne" oder "Silberfäden". Sobald sie spielten berührte mich diese Musik stark. Ich wurde richtig melancholisch und irgendwie genierte ich mich. Ich wollte weg und blieb trotzdem, hörte zu und wurde ganz still. Aber am aller schlimmsten packte es mich wenn sie die Volksschnulze "Am Himmel stoht es Stärndli z'Nacht" spielten und gar dazu im Duett den Text sangen. Dann war es passiert, dann verkroch ich mich hinter das Klavier und heulte vor Ergriffenheit...
Sonntag, 6. Februar 2011
Bücker - Erinnerungen
In unserem Haus wohnten die Mattheys. Ich erinnere mich die hatten zwei Töchterchen in meinem Alter und einen alten Peugeot.
Herr Matthey war ein kleiner lustiger Pfeifenraucher, und was mich als kleiner Junge sehr beeindruckte: Matthey war Militärpilot! Nebenbei erteilte er private Flugstunden auf einem alten gelben Doppeldecker, dem legendären Bücker.
An einem sonnigen Sommertag fuhren wir mit Mattheys auf die Allmend in Luzern. Damals diente die Allmend noch als Sportflugplatz. Matthey traf mit seinem Flugschüler Gilli Vorbereitungen für den Start und wir schauten zu. Dann stieg das schöne gelbe Flugzeug in den Himmel, kurvte am Horizont, drehte Spiralen, flog Runden um Runden und blubberte gemütlich dahin. Plötzlich änderte sich der Ton. Der Motor quängelte, der Bücker war ins Trudeln geraten und kippte nun im Sturzflug bodenwärts. Uns stockte der Atem, wann endlich steigen die zwei aus? Kurz über dem Bireggwald öffnete sich ein Fallschirm. Nur einer - wer hängt daran, ist es Matthey oder sein Flugschüler?
Die Maschine krachte in den Wald. Matthey verletzte sich bei seinem Absprung leicht, Frau Gilli musste den Tod ihres Mannes mit ansehen...
Herr Matthey war ein kleiner lustiger Pfeifenraucher, und was mich als kleiner Junge sehr beeindruckte: Matthey war Militärpilot! Nebenbei erteilte er private Flugstunden auf einem alten gelben Doppeldecker, dem legendären Bücker.
An einem sonnigen Sommertag fuhren wir mit Mattheys auf die Allmend in Luzern. Damals diente die Allmend noch als Sportflugplatz. Matthey traf mit seinem Flugschüler Gilli Vorbereitungen für den Start und wir schauten zu. Dann stieg das schöne gelbe Flugzeug in den Himmel, kurvte am Horizont, drehte Spiralen, flog Runden um Runden und blubberte gemütlich dahin. Plötzlich änderte sich der Ton. Der Motor quängelte, der Bücker war ins Trudeln geraten und kippte nun im Sturzflug bodenwärts. Uns stockte der Atem, wann endlich steigen die zwei aus? Kurz über dem Bireggwald öffnete sich ein Fallschirm. Nur einer - wer hängt daran, ist es Matthey oder sein Flugschüler?
Die Maschine krachte in den Wald. Matthey verletzte sich bei seinem Absprung leicht, Frau Gilli musste den Tod ihres Mannes mit ansehen...
Samstag, 20. November 2010
Blaukanten - Erinnerungen
Wie schön unkompliziert es doch war
Mit vier erhielt ich meine ersten Skier. Damals natürlich noch aus Holz und ohne Kanten. Denn Kanten waren Luxus. Ich erinnere mich wie man stolz frischmontierte Kanten zeigte, sogenannte Blaukanten die nicht rosteten.
Mein Vater hatte Blaukanten und auch Holzskier. Seine Skier hatten so eine wunderschöne Oberflächenform, stromlinienförmige Erhebungen. Meine Skier waren flach, aber hatten dafür einen Kleber am Spitz mit dem Aufdruck "Ski-Affentranger".
Mutter fuhr nicht Ski. Sie hatte Angst - genau wie vor Vespafahren, schwimmen, elektrischem Strom und Dampfkochtöpfen...
Papa trug immer eine hellgraue Dächlimütze. Dazu eine ebenfalls hellgraue Windjacke mit revolutionären Reissverschlüssen an den Taschen. Er hatte Mühe mit seinem Fussknöchel. Immer wieder renkte er ihn aus; dann gab Vater das Skifahren endgütlig auf.
Meinen Skiern liess Vater später ebenfalls Kanten anbringen - ein völlig neues Rutschgefühl stellte sich ein.
Alljärlich erhielt ich ein Döschen "Ski-Gliss", Skilack, knallrot und nach Nitro stinkend. Damit wurden meine Skier jährlich behandelt.
Die grösste Errungenschaft waren damals Aluminium-Skistöcke und Skischuhe mit Gummiband-Schnellverschluss, sogenannte Doppelschnürschuhe.
Nun, ich hatte weder Alu-Stöcke noch Doppelschnürschuhe, aber ich raste schon als Knirps wie der Leibhaftige die Hänge talwärts...
Mit vier erhielt ich meine ersten Skier. Damals natürlich noch aus Holz und ohne Kanten. Denn Kanten waren Luxus. Ich erinnere mich wie man stolz frischmontierte Kanten zeigte, sogenannte Blaukanten die nicht rosteten.
Mein Vater hatte Blaukanten und auch Holzskier. Seine Skier hatten so eine wunderschöne Oberflächenform, stromlinienförmige Erhebungen. Meine Skier waren flach, aber hatten dafür einen Kleber am Spitz mit dem Aufdruck "Ski-Affentranger".
Mutter fuhr nicht Ski. Sie hatte Angst - genau wie vor Vespafahren, schwimmen, elektrischem Strom und Dampfkochtöpfen...
Papa trug immer eine hellgraue Dächlimütze. Dazu eine ebenfalls hellgraue Windjacke mit revolutionären Reissverschlüssen an den Taschen. Er hatte Mühe mit seinem Fussknöchel. Immer wieder renkte er ihn aus; dann gab Vater das Skifahren endgütlig auf.
Meinen Skiern liess Vater später ebenfalls Kanten anbringen - ein völlig neues Rutschgefühl stellte sich ein.
Alljärlich erhielt ich ein Döschen "Ski-Gliss", Skilack, knallrot und nach Nitro stinkend. Damit wurden meine Skier jährlich behandelt.
Die grösste Errungenschaft waren damals Aluminium-Skistöcke und Skischuhe mit Gummiband-Schnellverschluss, sogenannte Doppelschnürschuhe.
Nun, ich hatte weder Alu-Stöcke noch Doppelschnürschuhe, aber ich raste schon als Knirps wie der Leibhaftige die Hänge talwärts...
Dienstag, 16. November 2010
Vespa - Erinnerungen
In den fünfziger Jahren gab es noch viel weniger Automobile. Dafür fuhr man mit Roller und schweren Motorrädern mit Seitenwagen. Mein Vater besass eine Vespa. Sie war grün métallic und roch und stank wie die Pest. Unverkennbar war auch das typische Motorengeräusch, ähnlich wie ein wild gewordenes Insekt - nomen est omen...
Damals hatten die Motorräder auch vorne ein Nummernschild längsseits befestigt, auf Lampe und Kotflügelchen. Unsere Vespa hatte zwei Einzelsitze mit dicken Federn, und hinten auf jeder Seite grosse in einen Spitz auslaufende Ausbuchtungen - Arschbacken, wie sie meine Mutter zu bezeichnen pflegte. Aber am wichtigsten für mich war vorne die kleine Fussbremse. Wenn Vater mich mitfahren liess, so wurde ich zwischen ihm und der Lenkstange platziert. So stehend, mich an der Lenkstange festhaltend, bin ich dann mal kräftig auf die Fussbremse getreten. Nach dieser zirkusreifen Pirouette und Vater's Donnerwetter musste ich fortan hinten Platz nehmen.
Meine Mutter hatte wahnsinnig Angst als Sozia mitzufahren. Alle Überredungs- und Verführungskversuche meines Vaters brachten sie nicht dazu sich auf das knatternde Ungetüm zu setzen. Mit einer einzigen Ausnahme: Vater nahm den Rank in der Quartierstrasse etwas zu rassig, Mutter legte sich in die Kurve, aber auf die falsche Seite, und ein Stück eines vorstehenden Schachtes beendete abrupt diese Probefahrt...
Damals hatten die Motorräder auch vorne ein Nummernschild längsseits befestigt, auf Lampe und Kotflügelchen. Unsere Vespa hatte zwei Einzelsitze mit dicken Federn, und hinten auf jeder Seite grosse in einen Spitz auslaufende Ausbuchtungen - Arschbacken, wie sie meine Mutter zu bezeichnen pflegte. Aber am wichtigsten für mich war vorne die kleine Fussbremse. Wenn Vater mich mitfahren liess, so wurde ich zwischen ihm und der Lenkstange platziert. So stehend, mich an der Lenkstange festhaltend, bin ich dann mal kräftig auf die Fussbremse getreten. Nach dieser zirkusreifen Pirouette und Vater's Donnerwetter musste ich fortan hinten Platz nehmen.
Meine Mutter hatte wahnsinnig Angst als Sozia mitzufahren. Alle Überredungs- und Verführungskversuche meines Vaters brachten sie nicht dazu sich auf das knatternde Ungetüm zu setzen. Mit einer einzigen Ausnahme: Vater nahm den Rank in der Quartierstrasse etwas zu rassig, Mutter legte sich in die Kurve, aber auf die falsche Seite, und ein Stück eines vorstehenden Schachtes beendete abrupt diese Probefahrt...
Montag, 15. November 2010
Der Traktor - Erinnerungen
An der oberen Quartierstrasse gab es noch einen richtigen Bauernhof. Der Hof wurde von den Gebrüder Geisseler bewirtschaftet. Weil fast alles dazu gehörende Land mit Einfamilienhäusern verbaut wurde, hatten die Geisselers immer weniger Grasland, immer weniger Kühe....und auch keinen richtigen Traktor mehr.
Ihr Traktor war ein umgebauter Ford aus den Dreissigern, grau und mit abgeschnittenem Dach. Die Ledersitze waren noch drin und die Hinterachse war durch eine Traktor-Achse ersetzt worden. Der Ford musste noch mit einer Kurbel gestartet werden, und wenn er schleppen musste, so stöhnte und ächzte der Motor so eigentümlich dass man schon von weitem hörte wenn die Geisselers mit einem Fuder Heu im Anzug waren.
Wir Buben waren alle scharf auf den Geisseler-Traktor. Jeder hätte zu gerne mal mit dem Zwitterding eine Runde gedreht. Wohlweislich wurden wir aber von den Geisseler-Brüdern zurückgepfiffen wenn wir uns dem Traktor näherten. Einer von uns, der Bossert Seppu, behauptete immer wieder er sei schon mal mit dem Traktor gefahren. Und schliesslich zeigte er uns auch wie. Die Geisselers waren ausser Sichtweite und Seppu startete das Ding. Um später nicht als Mitgegangene taxiert zu werden, standen wir in angemessenem Abstand und sahen wie der Traktkor einen Hupf nach vorne machte, den Misthaufen touchierte und schnurstracks gegen den Kuhstall zusteuerte. Die zu einer Barrage aufgeschichteten Milchkannen beendeten dann mit Getöse Seppu's Amokfahrt.
Ihr Traktor war ein umgebauter Ford aus den Dreissigern, grau und mit abgeschnittenem Dach. Die Ledersitze waren noch drin und die Hinterachse war durch eine Traktor-Achse ersetzt worden. Der Ford musste noch mit einer Kurbel gestartet werden, und wenn er schleppen musste, so stöhnte und ächzte der Motor so eigentümlich dass man schon von weitem hörte wenn die Geisselers mit einem Fuder Heu im Anzug waren.
Wir Buben waren alle scharf auf den Geisseler-Traktor. Jeder hätte zu gerne mal mit dem Zwitterding eine Runde gedreht. Wohlweislich wurden wir aber von den Geisseler-Brüdern zurückgepfiffen wenn wir uns dem Traktor näherten. Einer von uns, der Bossert Seppu, behauptete immer wieder er sei schon mal mit dem Traktor gefahren. Und schliesslich zeigte er uns auch wie. Die Geisselers waren ausser Sichtweite und Seppu startete das Ding. Um später nicht als Mitgegangene taxiert zu werden, standen wir in angemessenem Abstand und sahen wie der Traktkor einen Hupf nach vorne machte, den Misthaufen touchierte und schnurstracks gegen den Kuhstall zusteuerte. Die zu einer Barrage aufgeschichteten Milchkannen beendeten dann mit Getöse Seppu's Amokfahrt.
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