Freitag, 1. April 2011

Musica - Erinnerungen

Am Himmel stoht es Stärndli z'Nacht.
In unserer Wohnstube stand ein altes Klavier. Schön klavierlackschwarz und mit Barock-Kasetten an der Frontseite. Links und rechts waren geschwungene Messing-Kerzenhalter angebracht. Das Klavier war grösser als die Couch, dunkler und schwerer als das Nussbaum-Buffet und strahlte im Raum eine erdrückende Dominanz aus. Verstimmt war es auch, und wenn Papa oder Maman darauf spielten, so tönte es wie ein verstimmtes Mandoline-Orchester.
Maman besass eine Geige und dazu ein schwarzes Holz-Etui das aussah wie ein Puppen-Sarg. Ab und zu machten Vater und Mutter Hausmusik. Papa am verstimmten Klavier, Maman mit der Geige. Und immer wieder spielten sie die gleichen Melodien. Etwa "Le vieux Châlet", "Nach em Räge schynt d'Sunne" oder "Silberfäden". Sobald sie spielten berührte mich diese Musik stark. Ich wurde richtig melancholisch und irgendwie genierte ich mich. Ich wollte weg und blieb trotzdem, hörte zu und wurde ganz still. Aber am aller schlimmsten packte es mich wenn sie die Volksschnulze "Am Himmel stoht es Stärndli z'Nacht" spielten und gar dazu im Duett den Text sangen. Dann war es passiert, dann verkroch ich mich hinter das Klavier und heulte vor Ergriffenheit...

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