Sonntag, 31. Oktober 2010

"A und P" - Erinnerungen

Da wo das alte Bauernhaus stand, sind heute Wohnblöcke aneinander gereiht. Wohnen im Grünen nennt sich das. Und was einmal grün war, da wo mein Grossvater den Löwenzahn für seine Hasen schnitt ist heute pflegeleicht asphaltiert.
Die Untere-Erlen war mein Ferienrevier. Mein Grossvater war ein liebevoller, stiller und einfacher Mann, und seine ganze Leidenschaft galt seinen Hasen. Sein Reich waren die selbstgezimmerten Ställe, übereinander, nebeneinander, sein "Bidon-Ville" hinter dem Haus. Und ob jedem Stalltürchen befand sich eine alte Jass-Schiefertafel mit Kreidenotizen. Etwa "A 3.III" oder "P 4x".
Wir Kinder wussten dass Grossvater grossen Wert auf eine gute Hasenzucht legte. Aber was wir nicht wussten, oder zumindest ich nicht wusste war, wieso es zwischen den Ställen einen Durchgang mit einem Holzschieber gab. Wir hatten dann mal zwecks Abklärung alle Holztürchen geöffnet und somit Grossvater's Zuchtprogramm über den Haufen geworfen. Grossvater machte darauf geduldig neue Notizen mit Kreide, und immer kamen wieder die Buchstaben "A und P" vor. Wir rätselten was wohl die beiden Buchstaben bedeuteten? Waren "A-Hasen" etwa für den Familienschmaus an Allerheiligen vorgesehen? "P-Hasen" etwa für Pfingsten oder für Pelzmäntelchen reserviert? Grossvater klärte uns auf: "A" stand für Auen, "P" für Böcke......

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